Vergrösserungsrahmen

Automatik Vergrößerungsrahmen

E30 / E40 / E50 / E60 / E70 / E80

Größen (cm) 24x36 / 30x40 / 40x50 / 50x60 /50x70 / 60x80

Maskenbänder beidseitig klemmbar, Winkeleinstellung möglich, in verschiedenen Breiten lieferbar     

Skalen zentriert, Nullpunkt mittig

Anschlagstifte automatisch absenkbar, diverse Einstellmöglichkeiten

Bauweise robust, präzise, langlebig

optional Sonderausführung nach Kundenwunsch

Präzision (auch) im Vollformat

Variabler Automatik-Vergrößerungsrahmen von Kienzle

Vollformat ist nicht gleich Vollformat: Hinter diesem Begriff verbirgt sich nicht nur ein Sensor im Format 24 x 36 mm, sondern auch ein mitsamt Rand vergrößertes Negativ. Für Freunde der präzisen Dunkelkammertechnik hat die Firma Kienzle einen variablen Automatik-Vergrößerungsrahmen entwickelt. Er wird in Handarbeit gefertigt und verspricht mit beidseitig geführten Maskenbändern, die unabhängig voneinander sicher fixiert werden können, exakte Ausschnitte und rundum gleich breite Vollformatränder.

Es ist schon paradox

Da muss es erst den vehementen Vormarsch der Digitalfotografie geben, und schon tauchen nicht nur Kleinode fotografischer Filmemulsionen wie Adox CMS 20 / SPUR Orthopan UR, Rollei ATP 1.1 und SPUR DSX (Bericht über „Hochauflösungsfotografie“ in einer der nächsten Ausgaben) aus dem Verborgenen auf, sondern es erblicken auch beachtenswerte Neuentwicklungen im „analogen Hardwarebereich“ wie beispielsweise den hochspezialisierte FEM Kunze Zonentimer ZT 2007RS“ (SCHWARZWEISS 64, S. 38) und nicht zuletzt der hier vorgestellte Automatik- Vergrößerungsrahmen aus dem Hause Kienzle das Licht der Welt. Hatten es die Anbieter zu Hoch-Zeiten analoger Fotografie nicht nötig, bis an die Grenzen des Machbaren zu gehen? Oder wie kommt es, dass die analogen Fotografen zur Zeit – wider den allgemeinen Trend zur Digitalfotografie – mit Edelprodukten derart verwöhnt werden?

 Wozu ein Vergrößerungsrahmen?

Die einzige Aufgabe, die ein Vergrößerungsrahmen zuverlässig erledigen muss,besteht darin, Fotopapier auf dem Grundbrett zu fixieren und einen präzisen Rand auf der Vergrößerung zu erzeugen. Es stellt sich unwillkürlich die Frage, ob es lohnt, allzu viel Aufhebens für solch einen simplen Zweck zu veranstalten. Auf der anderen Seite käme wahrscheinlich kaum jemand auf die Idee, einem Auto vorzuwerfen, dass man mit ihm „nur“ fahren kann. Auch gibt es mehr als genug Kamera- und Objektivhersteller, deren Erzeugnisse im Endeffekt allesamt nichts anderes tun, als Licht zu bündeln und auf Filmmaterial oder einem Sensor festzuhalten. Mein fast 30 Jahre währendes Laborleben als Vollformatfotograf und Freund eines gepflegten mitvergrößerten Negativrandes war seit Beginn von Ärger über ungenaue Maskenbänder und daraus resultierende ungleichmäßige Bildränder begleitet. Die Suche nach dem einen perfekten Rahmen blieb lange erfolglos. Letztlich landete ich bei einem Gerät, das man als das geringste Übel bezeichnen könnte. Zufriedenstellen konnte mich dieser Kompromiss allerdings nie. Ein mitvergrößerter Negativrand ist ein deutliches Zeichen dafür, dass der Fotograf bereits vor der Aufnahme sein Bild komponiert und den Ausschnitt festgelegt hat. Darüber hinaus begrenzt ein derartiger schwarzer Rahmen das Bild zum Papierrand, und ein sehr heller oder gar weißer Himmel läuft nicht in den Papierrand aus. Selbstverständlich könnte man einen Rahmen auch durch nachträgliches Einbelichten erzeugen, aber diese wirken für viele Geschmäcker zu technisch, zu perfekt und leblos. Es ist gerade die Unvollkommenheit des Negativrandverlaufs (vor allen in den Eckenbereichen), die dem Bild eine künstlerische Aura verleiht. Je häufiger ich heutzutage digital erzeugte Einfach-, Doppel- und Dreifach- und Schattenkantenrahmen bei Digitaldrucken sehe, um so mehr liebe ich den unprätentiösen, unvollkommenen Negativrahmen, den die jeweilige Kleinbild-, Mittelformat- oder Fachkamera auf dem Filmmaterial erzeugt. Ich vergrößere meine Negative stets als Vollformatabzüge mit einem schmalen Negativrand und einem ca. 2,5 cm breiten weißen Papierrand. Durch meinen Passepartoutausschnitt bleiben von diesem Rand 2 cm sichtbar. Der Rest verschwindet unter dem Passepartout (siehe hierzu die Abbildung auf der nächsten Seite!).Ich schätze diese Präsentationsform, weil das Bild dadurch „Luft zum Atmen“ bekommt und der innerhalb des Passepartouts sichtbare weiße Rand den gleichen Weißton aufweist wie das Bildweiß. Diese Methode erspart das Aufziehen der Bilder, weil der weiße Papierrand den Karton ersetzt, der üblicherweise das aufgezogene Bild seitlich überragt; letztere müssen lediglich (heiß) gepresst werden, was nicht nur Aufwand, Kosten und benötigte Lagerkapazität reduziert, sondern auch noch die höchste Archivfestigkeit erreicht.

 

Präsentationsbeispiel für einen 50 x 60 cm Rahmen:

1. Das Motiv wird auf 30,5 x 40,6 cm Fotopapier im Vollformat in der Größe 23,3 x 35 cm mit einem 2 mm breiten schwarzen Rand (= Negativrand) vergrößert, wobei beidseitig ein Papierrand von mindestens 2,5 cm berbleibt. Es wird ersichtlich, wie wichtig es ist, dass der schwarze Negativrand rundum eine gleiche Stärke aufweist.

2. Das getrocknete und gepresste Fotopapier wird hinter ein Passepartout (50 x 60 cm) gehängt, wobei es lediglich oben mit einem Klebestreifen fixiert wird, damit es sich ausdehnen kann und nicht wellt. Der Passepartoutausschnitt ist mit 27,3 x 39 cm insgesamt 4 cm größer als das Motiv, wodurch rundum ein 2 cm breiter Papierrand innerhalb des Passepartoutausschnitts sichtbar bleibt. Das überstehende Fotopapier wird vom Passepartout abgedeckt.

Wichtig bei einem mitvergrößerten (Negativ-) Rand ist, dass dieser bei aller Unperfektion an der Innenkante und in den Ecken rundum eine gleichmäßige Stärke aufweist. Das menschliche Auge kann zwar nicht erkennen, wenn die Breite eines Exponats zwischen oberer und unterer Bildkante um ein, zwei Millimeter voneinander abweicht, sehr wohl aber erkennt das Auge, wenn ein mitvergrößerter schwarzer Negativrand an verschiedenen Stellen Millimeterbruchteile ungleichmäßig dick ist. Der Versuch, meine 6 x 6 Negative mittels einer starren quadratischen Maske zu vergrößern, scheiterte vor Jahren kläglich, weil ich feststellen musste, dass 6 x 6 nicht wirklich quadratisch ist. Genau betrachtet weicht das Seitenverhältnis je nach Objektivbrennweite und sogar in Abhängigkeit von der Aufnahmeentfernung, Arbeitsblende und vom verwendeten Filmmaterial vom nominellen Quadrat ab. Die Ursache liegt im Aufbau des Filmmagazins und im Auftrittwinkel der Strahlen vom Objektiv auf den Film. Bei einem Weitwinkelobjektiv treffen die Strahlen in der Regel erheblich flacher auf den Film und „hinterstrahlen“ die Filmmagazinmaske in Richtung der Aufwickelrollen, so dass das Negativ nicht mehr perfekt quadratisch, sondern nur noch rechteckig ist (z. B. 56 mm x 56,1 mm). Die Abweichungen sind minimal, aber durch die anschließende Vergrößerung des Negativs werden sie signifikant und führen zu sichtbaren Randstärkenunterschieden. Ein Zehntelmillimeter wird beispielsweise bereits durch eine 5-fache Vergrößerung zu einem halben Millimeter.

Der Kienzle-Rahmen: ein Steckbrief

Bei dem neuen Vergrößerungsrahmen von Kienzle handelt es sich um ein feinmechanisches Meisterwerk in Manufakturqualität. Der Testrahmen im Format 40 x 50 cm bringt beispielsweise aufgrund seiner massiven Metallbauweise fast 10 kg auf die Waage; das gewährleistet in Verbindung mit den Auflagestreifen auf der Unterseite eine sehr gute Rutschfestigkeit, und man muss beim Ausrichten des Rahmens auf der Arbeitsplatte schon einiges an Fingerkraft aufwänden. Eine konstruktive Besonderheit des Rahmens besteht darin, dass er nicht wie üblich auf der Grundplatte aufliegt, sondern diese „in seine Mitte nimmt“; er umfasst sie dergestalt, dass die Rahmenoberseite mit der Papierfläche bündig ist (siehe Abb. auf der nächsten Seite!). Durch diesen Schachzug ist der Rahmen auch gegen kleinste Verwindungen geschützt und mittels Justageschrauben an beiden Seiten) 100%ig zu stabilisieren. Positiver Begleiteffekt ist ein angenehmes Arbeiten auf dem Rahmen – zum Beispiel mit der Kornscharfstelllupe. Die Ellenbogen können bedenkenlos auf dem Rahmen liegen. Man läuft nicht Gefahr, den Rahmen bzw. die Maskenbänder zu verstellen. Beidseitig angebrachte bewegliche Hebel halten den hochgestellten Rahmen zuverlässig oben. Diese kugelgelagerten Hebel bewegen über eine ausgeklügelte Innenmechanik eine im Grundplattenrahmen liegende Plattform, in der die Papieranschlagstifte eingeschraubt sind, und versenken diese automatisch beim Herabsenken des Rahmens, so dass sie keinen Druck auf die Maskenbänder ausüben. Dass die Anschlagstifte präzise eingeschraubt werden müssen (oder besser: dürfen) und nicht – durch Federkraft angetrieben– in die Mitte des Laborraumes geschossen werden können, ist ein weiteres positives Begleitmerkmal. Verschleißanfällige Gasdruckfedern sucht man glücklicherweise vergebens. Das eigenmächtige plötzliche Heruntersausen des Rahmens – meistens gerade dann, wenn man ihm den Rücken zugekehrt hat, um das belichtete Blatt in den Entwickler gleiten zu lassen gehört mitsamt dem urknallähnlichen Geräusch der Vergangenheit an.

 

Die Aufstellmechanik – absolut zuverlässig und mit Pfiff: Beim Absenken des Rahmens fahren die Papieranschlagstifte wie von Geisterhand gezogen in die Grundplatte. Eine kugelgelagerte Edelstahlmimik macht’s möglich.

Mit Ausnahme der Feststellknöpfe besteht der Rahmen vollständig aus Metall und ist in Handarbeit montiert. Die beidseitig geführten Maskenbänder sind aus Stahl gefertigt und unabhängig voneinander millimeterbruchteilgenau fixierbar. Dadurch können sie bei Bedarf mit Magnetstreifen zusätzlich auf die Bodenplatte angedrückt werden. Dies stellte sich bei den Praxistests allerdings als überflüssig heraus. Die Maskenbänder sind einseitig schlitzgelagert und können sich dadurch in der Länge ausdehnen, was eine bessere Planlage auf dem Papier zur Folge hat, weil Spannungen vermieden werden – eines der vielen kleinen Details, die den Rahmen auszeichnen

 

Die Rahmenoberkante ist mit der Rahmengrundplatte bündig – ein echtes Schmankerl. Ferner wurde an alles Wichtige gedacht: präzise Skalierung, perfekte Lage, sanfte Haptik. Sogar die Maskenbänder sind gegen Spannungen geschützt: Sie sind einseitig schlitzgelagert, so dass sie sich in Längsrichtung ausdehnen können.

Die beidseitig fixierbaren Maskenbänder lassen sich exakt an den Negativrand angleichen, so dass dieser rundum gleichmäßig dick abgebildet werden kann – für Vollformat-Laboranten ein Segen. Bei der Einstellung der Bänder muss berücksichtigt werden, dass die Skalennullpunkte nicht genau mit dem Papiermittelpunkt übereinstimmen. Dies liegt daran, dass Fotopapierformate in der Regel an das amerikanische Inch-System angepasst sind, also nicht 30 x 40 cm sondern 30,5 x 40,6 cm (12 x 16 inch) bzw. nicht 40 x 50 cm sondern 40,6 x 50,8 cm (16 x 20 inch) betragen. Dies führt dazu, dass die Skalenwerte für die jeweils gegenüberliegenden Maskenbänder nicht exakt gleich sind, wenn man einen rundum gleich breiten Papierrand erzielen möchte. Ich empfehle, auf einem Ausschussblatt die gewünschten Ränder anzuzeichnen, dieses in den Rahmen zu legen, die Bänder danach einzustellen und die Werte anschließend zu notieren. Auf diese Art und Weise erhält man bei sämtlichen Vergrößerungen stets gleiche Formate, was bei der Verwendung von Passepartouts sehr vorteilhaft ist. Letztlich bietet der Rahmen eine perfekte Vorlage zur senkrechten Justierung des Vergrößerungsgerätes. Hierzu stellt man anhand der Rahmenskalen eine Größe ein, die einem vollen Negativformat entspricht – beispielsweise 28 x 42 cm beim Kleinbild (Rahmeneinstellung: 14 / 14 in Längs- und 21 / 21 in Querrichtung). Daraufhin legt man ein Kleinbildnegativ ein und projiziert das Negativ in dieser Größe auf den Rahmen, wobei ein etwa 1 mm breiter heller Negativrand zwischen Motiv und Maskenbändern verbleiben soll. Unter Umständen müssen die Maskenbänder unter Beibehaltung der Rechtwinkligkeit (gleiche Skalenwerte an beiden Seiten der Maskenbänder!) geringfügig angepasst werden

Nun kann man anhand eines eventuell ungleichmäßigen Randes leicht erkennen, wenn der Vergrößerer nicht exakt senkrecht ausgerichtet ist. Die beste Methode wäre nun, den Vergrößerer derart neu zufixieren, dass er ein absolut rechtwinkliges Bild projiziert, was man an einem rundum gleich dicken Negativrand erkennen kann. Man kann aber nun auch den Maskenrahmen mittels verstellbarer Füße (optional erhältlich) ausrichten. Die bei wackelnden Gartentischen übliche „Bierdeckelmethode“ verbietet sich bei einem Edelprodukt wie diesem von selbst und sollte allenfalls übergangsweise verwendet werden. In diesem Zusammenhang möchte ich mir die Bemerkung erlauben, dass sich Dunkelkammerarbeit von der Tätigkeit in einem Atomkraftwerk dadurch unterscheidet, dass man ruhig ein wenig pfuschen kann. Wenn man beispielsweise die Maskenbänder dem Negativrand etwas angleicht, sind sie – mathematisch betrachtet – zwar nicht mehr exakt rechtwinkelig, aber das menschliche Auge kann dies nicht erkennen. Augenfällig ist lediglich ein rundum gleichstarker schwarzer Rand auf der Vergrößerung. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass es sehr wohl Grenzen für diesen Pfusch mittels Rahmen“ gibt, welche sich jeder selber setzen sollte.

Fazit

Als Kritikpunkte bleibt lediglich ein auf den ersten Blick stolzer Preis, der sich angesichts der Funktionalität, Qualität und Exklusivität des Vergrößerungsrahmens jedoch schnell relativiert. Desweiteren wäre lediglich das Fehlen einer USB- oder Firewire-Schnittstelle zu bemängeln. Mit anderen Worten: Der exzellente Rahmen kann alles Notwendige und verzichtet auf Unnützes. In punkto Präzision erreicht er das Niveau von Festformatmaskenrahmen und übertrifft diese durch seine Flexibilität. Es ist angesichts meiner Praxistesterfahrungen fast überflüssig zu erwähnen, dass ich meinenTestrahmen nicht mehr hergegeben habe.

                                                                                                                                                                           Ralf Sänger